Heute gibt es mal keine Fotos, sondern ich möchte euch mal meine Erfahrung mit den Abzock-Maschen von Web.de berichten und euch zeigen, wie ihr euch dagegen wehren könnt. Eins sei vorweg gesagt: Bleibt geduldig und lasst euch von dubiosen Mahnungen, Inkasso-Briefen oder Drohungen von Anwälten nicht einschüchtern.
Bevor auch ich endlich Besitzer eines Smartphones wurde, war es unumgänglich, E-Mails von Unterwegs über die Webseite des jeweiligen Providers abzurufen. Jeder, der ein Mailkonto bei GMX oder Web.de hat weiß, dass man immer wieder mit kostenpflichtigen Diensten, welche als Geschenke getarnt sind, gelockt wird. Wenn man also nicht den winzigen, in der hintersten Ecke versteckten "Nein" Button klickt, handelt man sich ganz unfreiwillig das Abo einer, wie zum Beispiel in meinem Fall, Web.de Club Mitgliedschaft ein. Dieser - mir völlig unbewusste - "Fehlklick" passierte mir anscheinend Mitte September 2012. Gemerkt habe ich davon nichts, denn weder eine Bestätigung über den Abschluss eines Premiumvertrages noch eine Nachricht mit den AGBs oder einer Widerrufsbelehrung wurden mir zugesandt. Der ganze Spaß nahm dann folgenden Lauf:
18.11.2012 Rechnung von Web.de
Eine Rechnung über 15€ als Beitrag für die kommenden drei Monate (die ersten drei habe ich ja "geschenkt" bekommen") der Web.de Club Mitgliedschaft wird mir zugeschickt. Der Bitte um Zahlung innerhalb von 14 Tagen ist auch gleich ein Hinweis beigefügt, dass man doch zur einfacheren Abwicklung gleich eine Einzugsermächtigung erteilen möge.
25.11.2012 E-Mail und Einschreiben an Web.de
Nach intensiver Recherche habe ich
dieses Schreiben (Nutzung auf eigene Verantwortung und Inhalt ohne Gewähr) via E-Mail und Einschreiben an Web.de gesendet. Außerdem habe ich sämtliche Aktivitäten mit der Web.de E-Mail Adresse eingestellt und alle Nachrichten vom Server genommen.
18.11.2012 E-Mail-Antwort von Web.de
Man bedankt sich für den Abschluss der Club Mitgliedschaft. Außerdem versichert man mir, dass mein Widerspruch nicht wirksam sei und die Kündigung erst nach einer Frist von 12 Monaten möglich ist.
17.12.2012 E-Mail-Mahnung von Web.de
Ich werde freundlich daran erinnert, die ausstehenden 15€ zu zahlen. Natürlich tue ich das nicht.
28.12.2012 E-Mail-Mahnung von Web.de
Ich werde erneut daran erinnert, den Betrag von 15€ zu zahlen. Jetzt wird bereits mit Vertragssperre und Einstellung der Dienstleistungen gedroht.
09.01.2013 schriftliche Mahnung von Web.de
Jetzt sind wir schon bei 20€. Die Herrschaften haben 5€ Mahngebühren drauf geschlagen und drohen damit, ein Inkassoverfahren von ihren Rechtsanwalt einleiten zu lassen. Mit rechtzeitiger Zahlung vermeide ich dies sowie eine Vertragssperre und zusätzliche Kosten.
06.02.2013 Brief von Bayerischer Inkasso Dienst AG (BID AG) aus Coburg
Das Schreiben wirkt im höchsten Maße unprofessionell. Der Textsatz ist völlig Amateurhaft und ich erkenne auf der ersten Seite auf Anhieb drei verschiedene Schriftarten. Außerdem wirft man mit Ausrufezeichen nur so um sich!!!!! Nun sind wir schon bei 80,10€ angekommen. Der Betrag setzt sich zusammen aus 20€ Hauptforderung, 0,10€ Basiszins von 5%, 15€ Mahnspesen, 45€ Gebühren und 0€ Kontoführungskosten. Beigefügt ist ein Formular für die Erklärung der Zahlungs(un)willigkeit sowie ein vorausgefüllter Überweisungsträger. Natürlich reagiere ich auch hier nicht auf das Schreiben.
25.02.2013 Brief von Bayerischer Inkasso Dienst AG (BID AG) aus Coburg
In einem ähnlich amatuerhaften Schreiben möchte man 80,15€ von mir (5Cent extra für die Zinsen). Nach Ablauf der angegebenen Frist würden "weitere Maßnahmen im Raum stehen", teilt man mir mit. Außerdem steht in fetter Schrift in einem kleinen Kästchen unten rechts, dass man sich vorbehält, einen SCHUFA Eintrag zu veranlassen. Alles Quatsch - Einträge von strittigen Forderungen sind unrechtmäßig und unwirksam. Ich stelle mich weiterhin tot.
14.03.2013 Brief von der Anwaltskanzlei Hörnlein & Feyer aus Coburg
Zu den 80,21€ (wieder 6Cent extra für die Zinsen) kommen nun noch 19,50 Anwaltskosten. Wir stehen also bei stolzen 99,71€. Ich bekomme eine Ratenzahlung angeboten und man droht mir, dem Mandanten Web.de zur Klageerhebung zu raten. Dies hätte natürlich zusätzliche Kosten zur Folge und könne eine Zwangsvollstreckung nach sich ziehen. Außerdem liegt dem Schreiben ein Formular zur Schuldanerkenntnis bei. Alles Käse - zuerst müssten die einen gerichtlichen Mahnbescheid veranlassen. Diesem kann ich dann ohne Begründung widersprechen und die Gegenseite weiß genau, dass sie jegliche Anfechtung dieses Widerspruchs vor Gericht verlieren würde. Ich mache also weiterhin fleißig nichts.
08.04.2013 Brief von der Anwaltskanzlei Hörnlein & Feyer aus Coburg
Da ich nicht reagiert habe, weißt man mich erneut auf die Zahlung von nun insgesamt 99,77€ hin. Allerdings verzichte die Mandantschaft wohl auf den "Rest" der Forderungen und man bietet mir an, dass mit der Zahlung von 60€ alles gegessen ist. Wenn ich nicht zahle, sei dieses einmalige Angebot hinfällig und die ursprüngliche Forderung werde vor Gericht geltend gemacht.
03.07.2013 Brief von Web.de
Da ich seit mehr als 20 Kalendertagen (*lach*) nicht gezahlt habe, sei mein Vertrag nun gekündigt. Im gesamten Schreiben ist keine Rede von irgendwelchen ausstehenden Forderungen - nicht mal der ursprüngliche Betrag wird genannt.
Ich nehme an, die Sache ist nun gegessen - anderenfalls werde ich an dieser Stelle weiter berichten. Die Erfahrungsberichte aus verschiedenen Foren haben aber gezeigt, dass nun mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts mehr passieren wird. Zusammenfassend sei gesagt: Sollte euch etwas ähnliches passieren - bleibt hart und geduldig. Das oben verlinkte Schreiben reicht völlig aus, damit ihr euch rechtskräftig wehren könnt. Ihr braucht keinen teuren Anwalt und ihr müsst solche dubiosen Forderungen auf gar keinen Fall zahlen.