Dass ich im August 2017 das
letzten Steherrennen der einst berühmtesten Radrennbahn Deutschlands besuchen würde, war mir damals nicht bewusst. Erst als knapp ein Jahr später klar wurde, dass es keine weiteren Veranstaltungen mehr am Reichelsdorfer Keller geben wird, erschlich mich ein wenig Wehmut. In meinen Augen hatte die Veranstaltung damals doch absoluten Kultcharakter, da sie auf dieser einzigartigen Freilicht-Betonpiste eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlte. Die Rennfahrer mit ihren Stehern, die Moderatoren und Helfer, das Publikum - eine solche Begeisterung und Geschlossenheit hatte ich bisher auf noch keiner Sportveranstaltung erlebt. Gerne hätte ich noch mehr von diesen Veranstaltungen besucht - war aber aus genannten Gründen, wie so oft, einfach zu spät dran...
Seit Anfang diesen Jahres ist nun endgültig klar, dass das Kultobjekt und gleichzeitig grüne Oase des Nürnberger Stadtteils ungefähr 220 Neubauwohnungen weichen soll. Vergeblich waren die Mühen des Vereins und der Anwohner, die Anlage zu erhalten. Selbst der BUND Naturschutz konnte nicht überzeugen, die dort vorhandenen 200 Bäume vor der Rodung zu schützen. Als Denkmal für die bedeutende Industrie- und Sportgeschichte soll lediglich ein Kurvenstück der Bahn erhalten bleiben.
Seit 1904 war die Bahn ein Mekka für Radsportfans aus der ganzen Welt. Zahlreiche Meisterschaften zogen tausende von Begeisterten an und verhalfen dem von außen unscheinbaren Areal zu Weltruhm. Auf der Webseite des Vereins gibt es zahlreiche Details zur
spannenden Geschichte der Radrennbahn. Mit dem Verkauf des Geländes kam die Idee, ein Velodrom im Nürnberger Stadtteil Altenfurt zu bauen. Nachdem die Planungen und Genehmigungen fertig waren, platze jedoch auch dieser Traum und besiegelte das endgültige Aus der einstigen Radsportmetropole Nürnberg.
So traurig die Geschichte auch ist, so wichtig war es mir, die Anlage vor dem Abriss noch einmal dokumentarisch festzuhalten. Ende letzten Jahres ergab sich die Gelegenheit und trübes Herbstwetter tauchte die Radrennbahn in tristes Licht. Später kam die Sonne heraus und ließ das letzte Bunte laub noch einmal aufleuchten. Die Anlage leidet überall unter dem Verfall und Vandalismus. Am Hauptgebäude gibt es reichlich Schmierereien, Scheiben sind eingeschlagen und offenbar hat man sich bereits Zugang zum Inneren verschafft. Die Bahn selbst ist teilweise marode, an vielen Stellen schon mit Pflanzen bewachsen. Auf den Tribünen liegen Äste und Baumstämme, Bänke sind kaputt. Die Tennisanlage im Inneren ist nur noch mit Mühe zu erkennen - eine einzelne Eingangstür fristet mittendrin ihr Dasein. Die Unterführung für die Sportler ist voller Wasser gelaufen und mit Müll versperrt. Einzig die Werbetafeln von damals bringen noch etwas Farbe ins Spiel.
Der Ausflug war auch ein Grund dafür, dass ich meine Panoramaausrüstung mal wieder eingepackt habe. Deshalb gibt es zunächst hier einige Panoramen, weiter unten dann noch "normale" Fotos.